machbar aber ....................

Viele tolle Videos kursieren in den Medien wie Facebook/Instagram von starken und grossen Forellen in Neuseeland. Genau dies hat auch bei mir den Wunsch geweckt, dieses Abenteuer einzugehen und festzustellen, ob es mir gelingt auch solche tolle Fänge zu machen. Dies war aber nur ein Grund, obwohl jetzt mein Begleiter Heinz wiedersprechen würde, nicht der wichtigste, sondern ich wollte dieses Land und die Natur kennenlernen. In den letzten Jahren habe ich mehrere grosse Fische gefangen, die nicht selbstverständlich sind und weiss, was es alles braucht, um so etwas zu erleben - solche Sachen geschehen einfach und man kann sie nicht erzwingen. Diese Erwartungshaltung an einen solchen Trip ist in meinen Augen eine Belastung und verhindert es sogar, den Urlaub zu geniessen und baut nur unnötigen Druck auf.
Um es klarzustellen, wenn man eine Forelle von 60 - 80 cm fangen will, gibt es bessere Adressen im Umkreis von 6 – 8 Stunden Anreisezeit und wo die Chancen um ein mehrfaches höher sind. Setzt man noch die Kosten ins Verhältnis sind diese auch um ein mehrfaches teurer in Neuseeland. Was macht es denn umso spezieller? Dies kann ich nach diesem Trip wie folgt beantworten:
Das Fischen auf solche Forellen ist in diesem Land für mich, der schon einiges erlebt hat und sich somit ein Urteil erlauben kann, die Champions League des Fliegenfischens. Warum ist dies so? Man hat hier die Möglichkeit solche Fische mit der Trockenfliege auf Sicht zu überlisten, was in den oben erwähnten Destinationen in der Grösse praktisch nur mit dem Streamer/ Nymphe funktioniert. Ich möchte diese Art Fliegenfischens nicht schmälern, aber für mich persönlich hat die Trockenfliege den weit grösseren Reiz und die grössere Herausforderung.
Nun zum angesprochenen Thema aber……
Die Videos gaukeln einem vor, man fliegt auf die Insel und fängt einfach solche kapitalen Forellen. Weit gefehlt und ich erlaube mir einige Empfehlungen schon mal zu geben, um einen sogenannten Traumurlaub nicht in einem Alptraum enden zu lassen. Entscheidend sind folgende Punkte, die mit einem absoluten «Ja» beantwortet werden müssen:
Es ist zwingend notwendig in Sachen Würfen ein sehr gutes Niveau zu haben, denn man hat oft nur eine Chance einen Wurf zu machen. Die klaren Flüsse machen es schier unmöglich, den Fischen zu nahe zu kommen. Das Resultat ist oft, dass diese sofort in Deckung gehen. Wer die Würfe ohne Rückraum nicht beherrscht, hat schon mal ganz schlechte Karten. Die Drift muss absolut sauber sein, was mit der Länge von bis 5 Metern Vorfächer und dem stetigen Wind für mich eine absolute Herausforderung war. Taktik, Genauigkeit und Ruhe bewahren, wenn man einen Fisch entdeckt hat - ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Sollte man das Glück haben alles richtig gemacht zu haben und der Fisch verweigert, hat man oft die Chance die Fliege zu wechseln und es erneut zu versuchen.
Ein weiteres grosses Problem war das Licht und der Wind, welcher das Wasser kräuselte. Es war sehr schwer die Fische zu sehen. Dies obwohl die Grösse der Fische mindestens 50 cm betrug und diese gar nicht im tiefen Wasser standen. Wer also ein geübtes Auge hat, ist im Vorteil. Doch es kann passieren, dass man trotzdem einen Stein anwirft bis man merkt, dass dieser gar kein Fisch ist. Ich bin der Meinung im Zweifelsfall alles, was verdächtig ist, mit einem Kontrollwurf zu checken. Coolness ist ein weiterer wichtiger Punkt, ganz besonders bei den Zykaden. Sieht man wie der Fisch sich in Bewegung setzt, bleibt einem das Herz praktisch stehen. Wenn es gut läuft, kann man beobachten wie die Fliege in einem grossen weissen Maul verschwindet und dabei ist es sehr wichtig, im richtigen Moment die Rute zu heben. Erschwert wird dies natürlich durch die langen Vorfächer und die persönliche Nervosität. Sollte die Forelle verweigern, die Fliege einfach erst aufnehmen, wenn sie aus dem Blickwinkel des Fisches ist (sonst ist diese sofort in Deckung). Drill und Ladung sind ein reines Geduldsspiel, welches die richtigen Entscheidungen erfordert. Erfahrung mit grossen Fischen ist hier sicherlich ein Vorteil und gibt einem die nötige Ruhe den Fisch unter Kontrolle zu haben.
Aus diesen Gründen empfehle ich nur erfahrenen Fliegenfischer*innen dieses Abenteuer in Erwägung zu ziehen. Es kann sonst teures Lehrgeld sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind natürlich die Flüsse, die man befischen möchte. Im Vorfeld meiner Reise hörte ich natürlich von der Fliegenfischer Bibel von John Kent, welcher alle Flüsse in Neuseeland erkundet hat und brauchbare Informationen darüber abgibt. In meinen Augen gut gemacht und kann einige Grundinformationen liefern, die in meinen Augen ein Hilfsmittel sind. Grundsätzlich kann ich aber festhalten, dass ich ohne Informationen von meinem Reisebegleiter Heinz nie diese Fische gefangen hätte. Man muss erweiterte Informationen haben, um erfolgreich zu sein, denn die Flüsse sind sehr weitläufig und die Beschreibungen zu rudimentär. Gewisse Stellen sind ohne genauere Angaben gar nicht auffindbar oder zum Teil nicht mehr aktuell. Was erschwerend dazu kommt, sind bspw. Wasserstände, Schmelzwasser oder versiegte Bäche. Darum waren wir auch dankbar um Freunde aus unserem EFFA-Umfeld, auf deren Wissen wir stets zurückgreifen durften. Herzlichen Dank an Fredy und Ronny - toll euch getroffen zu haben.
Das Fischen an Spots, die von der Strasse aus gut erreichbar sind, ist zwar oft gut, aber auch heikel. An gewissen Flüssen musste ich bis zu einer Fliege 22 runter und dies bei Forellen bis 2,5 Kg. Es war zudem immer eine Gradwanderung, die Vorfachstärke anzupassen, was auch einige Fische durch Schnurbruch gekostet hat. Einen Hinweis möchte ich unbedingt erwähnen, um unangenehme Begegnungen mit Bauern und Bäuerinnen zu vermeiden: Der Zugang zu den Flüssen ist nur über einen signalisierten «Access» erlaubt und man darf nicht einfach über die Felder zum Fluss laufen.
Mein Freund Heinz hatte rund 5 Flüsse ausgesucht, welche wir nur über mehrere Stunden Laufen oder gar mit einem Helikopter erreichen konnten. Hier hatten wir die Sicherheit, dass der Befischungsdruck nicht so gross war. Hierbei schliefen wir öfters 2 bis 3 Tage im Zelt und hatten Zeit, den Fluss sauber abzufischen und trafen praktisch keine anderen Fliegenfischer*innen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir dort Fische am Laufband gefangen haben. Die Dichte der Fische ist gering. Die Durchschnittsgrösse war jedoch unglaublich. Resultate von 0 bis 4 Fische im Tag sind in etwa machbar alles andere ist Weihnachten. Machen sollten dies auch nur Fliegenfischer*innen, die Kenntnisse im Bereich Camping haben und es gewöhnt sind, mehrere Stunden zu laufen.
Insgesamt haben wir in diesen 4 Wochen geniale Forellen gefangen, welche alle sehr hart verdient werden mussten. Persönlich hatte ich die Möglichkeit 3 bis 4 sehr, sehr grosse Fische anzuwerfen, welche (bis auf eine) meine Bemühungen konstant verweigerten. Beratungsresident gegen alles aus
Prinzip. Teilweise war ich wirklich sehr nahe dran. Leider ging mein Anheben der Rute aber ins Leere. Wie schon erwähnt: Es muss halt alles passen und letztlich ist es ein besonderes Geschenk der Natur, wenn es zum ultimativen Fisch kommt. Im Sinne der Selbstreflexion möchte ich euch noch eines mitgeben: Mit dem Stand meiner Skills, den ich noch vor etwa 7 Jahren hatte, hätte ich einige der Fische nicht gefangen - und ich bin doch schon einiges länger mit der Fliege unterwegs.
Wichtig ist die Kleidung, da die Sandflies einem das Leben zur Hölle machen. Ich habe optimale Leggins in der Frauenabteilung in einem Kaufhaus gefunden, was natürlich bei der Anprobe beim Personal gewisse Fragen aufgeworfen hat.
Da dies kein Reiseblog ist, habe ich jetzt einen grösseren Schwerpunkt auf das Fischen gelegt, möchte aber dennoch ein paar Eindrücke zum Land abgeben. Meine Meinung ist, dass die Insel am 7. Tag von Gott erschaffen wurde – und zwar mit den Resten, die er eben noch hatte. Warum? Von der Nordinsel runter an die Südinsel habe ich Landschaften gesehen, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Traumstrände wie in Südafrika, Dschungel mit einem Lärm von Grillen/ Zykaden wie Indonesien, Berghügel mit Dschungel wie in Ruanda, Berge und Gletscher wie in unseren Europäischen Alpen und Hügelketten wie in Montana. Wenn man zudem weiss, dass Neuseeland etwa die Fläche von England oder Italien beträgt, aber nur rund 5 Millionen Einwohner*innen hat, kann man sich vorstellen wie natürlich die Insel immer noch ist. Für mich war die Reise genau das, was ich erwartet habe, weil sie mir ein Land gezeigt hat, wo es die unberührte Natur noch gibt - mit Flächen, die unendlich scheinen.
Ein besonderes Dankeschön geht an meinen Freund Heinz für die tolle Organisation der Reise und seine hervorragende Küche. Es hat mir sehr viel Spass gemacht mit dir diese Abenteuer zu erleben, vermisse jetzt schon unsere Diskussionen bei der traditionellen Vesper. In meinen Augen würde ich diese Reise auch nur zu zweit machen, da diese dadurch in allen Bereichen einfacher ist. Ich möchte noch Folgendes erwähnen: Dies ist mein persönlicher Eindruck nach einem Besuch und es gibt sicherlich kompetentere Kenner*innen, welche aus einem grösseren Erfahrungsschatz schöpfen können.
Ps.: Aus nachvollziehbaren Gründen kann ich keine konkreten Angaben zu den Spots machen und keine detaillierte Infos liefern. Alle Infos erhielt ich unter dem Mantel der Verschwiegenheit und es
wird erwartet, dass diese in keinem Fall veröffentlicht werden. Gerne beantworte ich aber alle weiteren Fragen - z.B. zu Taktik, Material, Fliegen generelle Erfahrungen usw.
Nun wünsche ich viel Spass mit den Bildern.

Material
Rute Klasse 5 scheint mir perfekt
Klasse 4/ 6 wenn man Platz hat im Gepäck
Vorfächer 12 / 15 Fuss
Spitzen 14 - 23 je nach Situation
Fliegen
Zikaden Grösse 10 - 12
Sedge 12 - 16
CDC 12 - 22
Kleidung siehe Foto
Whow Respekt,
der Bericht ist sehr informativ ....
Bin gedanklich schon vis a vis vom Globus :-)....
Kompliment an die schriftstellerische Performance
Bravo toller Bericht und wahnsinnig schöne Bilder, vielen Dank und beste Grüsse, Peter Fankhauser (Matran)