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Herbstzeit ist Äschenzeit

Autorenbild: Daniele Di FronzoDaniele Di Fronzo

....und was eine neuseeländische Zykade damit zu tun hat...

 

Nach einer erfolgreichen Lachssaison startete ich im Herbst mit meinen Gästen zu einer Tour durch Slowenien, Österreich und der Schweiz. Das Glück mit Wasserständen wie im Frühjahr war mir diesmal nicht hold und so verlief keine Tour wie ursprünglich geplant. Oft musste ich ausweichen, um meinen Gästen bessere Bedingungen bieten zu können. Durch meine Ortskenntnis und das gute Beziehungsnetz ergaben sich aber immer wieder Möglichkeiten. Als Guide wünscht man sich natürlich, dass die Teilnehmer optimale Grundlagen vorfinden. Die Natur aber hat sich in den letzten Jahren als sehr unberechenbar erwiesen. Man muss heute immer einen Plan B, wenn nicht sogar einen Plan C haben. Was mich bei allen 3 Gruppen besonders gefreut hat war ihr Verständnis für die teils besonderen Umstände und ihre Flexibilität für Kompromisse. Bei einer Gruppe ging es sogar so weit, dass wir eigentlich nach Tschechien wollten, aber schließlich in Slowenien landeten und nach 3 Tagen in Österreich an der Traun fischten. Auch Gewässer wie Seen, die ich sonst nicht so befische mussten herhalten. Was sich im Nachhinein als absoluter Glücksfall herausstellte. Das klare Wasser war aber auch eine Herausforderung in Sachen Präsentation, Drill mit Spitzen von 0,10 und Geduld beim Drill.


Im Frühjahr gab es wenig Zeitabschnitte für konstant gute Trockenfischerei. Im Herbst wiederum lief es damit deutlich besser. Zwar hatten da nicht alle Gruppen gleich viel Glück, aber die Mehrheit konnte davon profitieren. Besonders gefreut haben wir uns über die erfolgreichen Beginner, die ihre erlernten Fähigkeiten neu dimensioniert umsetzen konnten. Eine der grössten Herausforderungen ist immer die Angst einen Fisch zu verlieren. Das lähmt uns, oder es führt zu einer Hektik, welche ebenfalls nicht zielführend ist. Einer der schönsten Augenblicke ist jeweils, wenn alles mal bis zum Ende klappt. Dieses Jahr hatte ich mit dem vierzehnjährigen Silvan ein Gruppenmitglied, das vorher noch nie einen Fisch mit der Fliege gefangen hatte. Bereits am 1. Tag gelang uns dieses Unterfangen und ich bin überzeugt, dass wir uns diesen gemeinsamen Moment für immer bewahren werden. Er hat nicht nur die Technik sofort verstanden, sondern er akzeptierte auch die Leerzeiten und glaubte bis zum Ende des Tages an einen Erfolg. Das ist in diesem Alter nicht selbstverständlich!


Ab Oktober widmete ich mich hauptsächlich der Äsche, was für mich ist ein wahres Vergnügen ist. Für nächstes Jahr habe ich einige Guidings in Italien geplant, da es in der Schweiz aufgrund diverser Verbote immer schwieriger wird. Somit war Auskundschaften angesagt, was ich absolut liebe und mich immer wieder herausfordert. Ich dachte ich wüsste schon einiges über diese Fischerei, aber ich muss zugeben, ich habe wieder einiges dazugelernt. Im ersten Fluss konnte ich fischen wie ich es gewohnt war und der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Schöne Äschen, aber auch immer wiedermal schöne Forellen. Alessandro, der mich dabei begleitete, schaffte es eine Bachforelle von ca. 65cm auf den Haken zu bringen, welche wir leider nach einer gefühlten Ewigkeit unmittelbar vor dem Kescher verloren. Das Fischen ist dort bis Anfang Dezember möglich, was für mich in Zukunft ein interessantes Ziel ist. Weiter im Tal änderten sich die Bedingungen. Den Bissanzeiger, auf welchen ich bei sehr schnellem Wasser gerne zurückgreife, konnte man hier nicht einsetzen. Mit dem Wissen, dass man bis zu 3 Fliegen verwenden kann bin ich ins Auto gestiegen um eine grosse Zikade zu holen, welche ich in Neuseeland verwendet habe. Diese benutzte ich als Bissanzeiger indem ich meine Nymphen daran baute und schon war das Problem gelöst. Leider machte der Wasserstand im Laufe des Tages immer wieder Probleme.  Das Wasser erholte sich aber schnell wieder und nach einem feinen Espresso konnten wir wieder loslegen. Das Ergebnis waren mehrere Äschen- 2 sogar über 50cm- einfach nur genial. Alessandro, der eine andere Art des Nymphenfischens bevorzugte, wollte danach wissen, wie diese Technik funktioniert und versuchte nach ein paar Instruktionen ebenfalls sein Glück damit. Während ich meine Zigarre anzündete und ihm zusah passierte etwas Unglaubliches! Eine Äsche kam hoch und schnappte sich die Zikade am 12er Hacken. So etwas ist bei uns im Herbst nicht möglich und so landete er einen 45er. Beim Fachsimpeln mit den einheimischen Fischern habe ich erfahren, dass das hier sehr gut funktioniert. Der Fluss hat einen sehr starken Schlupf von grossen Sedge im Spätherbst. Sie zeigten mir dies indem sie die Sträucher bewegten und ich traute meinen Augen nicht, was da alles losflog und in welcher Grössenordnung! Man lernt wirklich nie aus.


Zurück in der Schweiz habe ich verschiedene Tages-Guidings gemacht, was jedes Jahr eine grosse Herausforderung ist. Leider gibt es hier nicht so viele ergiebige Flüsse und ich investiere jedes Jahr mehrere Tage um geeignete Stellen für meine Kunden zu finden. Auch einen Fisch landen birgt stets Herausforderungen, die selbst mich immer wieder an meine Grenzen bringen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man sie immer findet. Aber es braucht viel Geduld und einige Dinge, welche wirklich wichtig sind, müssen dabei beachtet werden.


Das muss man wissen:


Nymphe

Äschen sind sehr launisch! An manchen Stellen, wo ich zu 100% weiss, dass sie da sind, kann ich X-mal mit der Nymphe durchgehen und es kommt kein Biss. Man hat das Gefühl, dass sie weg sind aber eine Stunde später kann man mehrere Fische auf der gleichen Strecke fangen. Das hat einfach mit der Aktivität zu tun und die beste Zeit bei uns in der Schweiz ist von 11.00 - 15.00 Uhr.

Die Vorfächer müssen eine Länge von 3,50 oder mehr haben. Mit einer Spitze von maximal 0,12.

Die Nymphe muss unbedingt mit absoluter Dreggfreiheit und der Wassergeschwindigkeit gefischt werden.

Das Stehen des Bissanzeigers kann auf einen Fisch hindeuten, es heisst noch lange nicht, dass der Fisch herzhaft anbeisst.


Trockenfischen

Hier fische ich meistens mit Vorfächern von 3,50 und mehr. Mit einer Spitze von 0,10.

Das erfordert aber eine Rute der Klasse 4 oder 3, welche sehr gut funktioniert. Ist sie zu steif, reisst die Spitze ab. Zur allgemeinen Beruhigung: wenn der Anhieb ruhig ausgeführt wird und die Knöpfe richtig sitzen verliert man keine Äsche.

Die Präsentation bedingt Dreggfreiheit. Bei verschiedenen Strömungen merken die Fische sehr schnell, dass etwas nicht stimmt.

Ich persönlich fische jeweils lieber flussabwärts und gehe um die Fische herum, wenn ich sie aufsteigen sehe.


Muster

Bei Nymphen fische ich nur ab 18, oder höher. Wenn ich 2 Nymphen fischen darf, nehme ich bei tieferen, schnellen Zügen eine Grössere, ansonsten fische ich mit einem extremen Parachute.

Trockenfliege grundsätzlich ab 20 und höher. Sehr, sehr sparsam gebunden.

Wie gesagt beziehe ich mich hier auf die Schweiz, was aber an vielen Stellen im Ausland auch seine Berechtigung hat. Aber wie bereits erwähnt ist die Beobachtung der natürlichen Gegebenheiten ein wichtiger Faktor um alle Eventualitäten mit einbeziehen zu können.

Grundsätzlich kann ich aus meinen Erlebnissen am Wasser den Schluss ziehen, dass ich meine wirklich grossen Fische meistens mit kleinen Fliegen an sehr dünnen Vorfächern gefangen habe.

Wichtig ist, dass das Material gut abgestimmt ist und man in solchen Momenten die Nerven behält.


Fragen zum Thema beantworte ich gerne und wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte, dem biete ich auch gerne Kurse ab dem Frühjahr an. Nun geht die defininitive Planung mit Reisen für nächste Jahr los. Patagonien/ Italien / Bosnien / Slowenien, Kroatien, Spanien, Kanada sind schon mal im Programm. Gib sicherlich Material für weitere Blogs.


Viel Spass mit den aktuellen Bildern.

 

Matrial Einsatz Äschenfischen


Einhand 2/3

4 teilige mit Ersatzspitze

Schnur VPT 2

Maxima 12 Fuss


Tight lines

+41 79 759 22 70























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